Kalte Progression

Kalte Progression: Wenn du am Ende weniger hast, obwohl du mehr verdienst

Die sogenannte „Kalte Progression“ betrifft viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich & Deutschland, ohne dass sie es auf den ersten Blick merken. Dabei handelt es sich um einen Effekt im Steuersystem, der dann auftritt, wenn dein Lohn zwar steigt – etwa, um die Inflation auszugleichen – du aber prozentual mehr Steuern zahlen musst, weil du in eine höhere Steuerprogression rutschst. Das führt dazu, dass dein reales Nettoeinkommen trotz der nominalen Lohnerhöhung kaum oder gar nicht steigt. In manchen Fällen sinkt es sogar, was besonders ärgerlich ist – denn du arbeitest mehr oder bekommst zumindest mehr bezahlt, hast aber am Ende nicht automatisch mehr Geld zur Verfügung. Häufig steigen die Preise parallel mit Löhnen wie in einer Spirale.

Hintergrund ist das progressive Steuersystem in Österreich & Deutschland: Je mehr man verdient, desto höher fällt der Steuersatz aus. Steigt nun dein Bruttogehalt, etwa weil dein Arbeitgeber dich fair entlohnen und deine Kaufkraft erhalten will, verändert sich deine Steuerklasse zwar nicht – aber dein Einkommen fällt unter einen höheren Steuersatz. Gleichzeitig bleibt die Steuerlast in absoluten Euro-Beträgen stärker zurück als die gefühlte Gehaltserhöhung, weil Preissteigerungen (Inflation) deinen Konsumwert schmälern.

Die kalte Progression betrifft besonders Menschen mit mittleren Einkommen. Ein Ausgleich erfolgt nur, wenn der Gesetzgeber regelmäßig die Steuertarife anpasst – was aber politisch nicht immer selbstverständlich ist. Für viele junge Erwachsene und Berufseinsteiger lohnt es sich daher, dieses Steuerphänomen zu kennen. Denn beim Thema Gehaltsverhandlung oder Inflationsausgleich ist es wichtig, auch die Nettoauswirkung im Blick zu behalten – nicht nur die Zahl auf dem Lohnzettel. Ein echtes Plus beim Gehalt sollte auch ein Plus im Portemonnaie bedeuten!

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