
Was bedeutet die Dry-Income-Problematik?
Die sogenannte Dry-Income-Problematik beschreibt eine häufige Herausforderung im Steuerrecht, bei der Steuerpflicht auf einen geldwerten Vorteil entsteht, ohne dass dem Steuerpflichtigen gleichzeitig ein tatsächlicher Zufluss von Bargeld (Liquidität) zur Verfügung steht. Besonders betroffen sind Mitarbeitende, die von ihrem Unternehmen zum Beispiel Mitarbeiteraktien oder Aktienoptionen als Bonus oder Vergütung erhalten. Auch wenn diese Aktien noch nicht verkauft wurden und somit kein echtes Einkommen erzielt wurde, bewertet das Finanzamt den Vorteil bereits als steuerpflichtiges Einkommen – und verlangt entsprechend die Einkommensteuer darauf.
Dies führt dazu, dass Steuern gezahlt werden müssen, obwohl das nötige Geld dafür unter Umständen noch gar nicht da ist. Der Begriff “dry” (englisch für “trocken”) bezieht sich darauf, dass dieses Einkommen auf dem Papier existiert, aber „trocken“ bleibt – es fließt kein Geld, mit dem man die Steuerlast begleichen kann.
Ein Beispiel: Eine Angestellte erhält Mitarbeiteraktien im Wert von 10.000 Euro. Diese unterliegen bereits zum Zeitpunkt der Übertragung der Lohn- oder Einkommensteuerpflicht – auch wenn die Aktien nicht verkauft werden. Dabei ist es möglich, dass der Kurs später fällt oder die Aktien erst zu einem viel späteren Zeitpunkt verkauft werden können. Der steuerliche Wert beim Zufluss bleibt jedoch verbindlich, was das Risiko erhöht, mehr Steuern zu zahlen, als man am Ende durch einen Verkauf überhaupt erzielt.
Gerade für junge Berufstätige in Start-ups oder Tech-Unternehmen, in denen Aktienvergütungen heute weit verbreitet sind, kann die Dry-Income-Problematik zur finanziellen Belastung werden. Um Überraschungen zu vermeiden, sollte man sich rechtzeitig steuerlich beraten lassen – und idealerweise Rücklagen bilden, wenn ein geldwerter Vorteil entsteht.
Die Dry-Income-Problematik ist ein wichtiges Thema für moderne Arbeitnehmerverhältnisse und zeigt, warum finanzielle Bildung auch in Sachen Steuern unerlässlich ist.




